Ich, ein:e Held:in?

Eindrücke der Projektwoche vom 15.01. – 19.01.2024 im STZ Lister Turm mit der IGS List, der systemischen Beraterin und Demokratietrainerin Miriam Stude und der Kunstvermittlerin Katja Krause. Hier geht’s lang zur Doku des Projekts des Lister Turms der Stadt Hannover.

„Wir sind alle verschieden, und wenn wir wollen, können wir etwas verändern!“

Xavier, Schüler  Kl.6 IGS List

Nach einer dynamischen Projektwoche zum Thema Vorbilder und Held:innen saßen wir am 19.01. im Kreis zusammen und sammelten Feedbackblitzlichter zur gemeinsam erlebten Woche Ich, ein:e Held:in?! Die oben genannten Zitate vonXavier, Narya und Tarje spiegeln die Erlebnisse und Erkenntnisse der Kids aus der Klasse 6f der IGS List wider. Die Schüler:innen der 6f haben in dieser Woche Biografien von jungen Menschen kennengelernt, die sich mit Mut, Ehrgeiz, Idealismus und anderen Stärken und Talenten für sich selbst und andere (betroffene) Menschen eingesetzt haben und darüber einen eigenen Zugang gefunden, was in ihnen selbst Besonderes und Wertvolles steckt. Grundlage dieser Biografienarbeit war das motivierende Buch „Held:innen – 50 junge Menschen bewegen die Welt“.

In der Projektwoche haben sich die Kids der 6f der IGS List gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin Laura Dervari und den beiden Projektverantwortlichen Miriam Stude und Katja Krause in den Räumlichkeiten des Lister Turms auf Spurensuche begeben: über Definitionen klassischer Superheld:innen, Biografien von Kindern, die Supersachen gemacht haben und als Vorbilder dienen bis hin zu den Superkräfte-Kernen im Innern in jedem und jeder der Kids selbst. Durch die Annäherung über ausgewählte Biografien der junger Held:innen, die Großes und Großartiges geleistet haben, konnten die Kids den Zugang zu sich selbst finden und der Frage, was Held:in-Sein mit ihnen selbst zu tun haben könnte und was so alles in jeder und jedem von ihnen steckt, voller Elan und Freude annehmen. Gerahmt wurde die Projektwoche von verschiedenen Bewegungs- und Kooperationsspielen und immer wieder Übungen in Stille, die Raum zum Nachdenken über sich selbst gab.

„Es gibt nicht nur Superhelden, sondern Alltagshelden.“

Tarje, Kl 6, IGS List

Wahrnehmen, beschreiben, sich selbst betrachten

Anhand verschiedener ästhetischer und ressourcenstärkender Methoden haben Katja und Miriam das Thema Held:innen aufgegriffen, um die Kids ins Nachspüren des eigenen Tuns und Handelns zu bringen: sie abzuholen, ihnen die Vielfalt von Zivilcourage, Durchsetzungskraft, Visionen und Leidenschaften zu verdeutlichen und sie darin zu bestärken, ihren ganz persönlichen Fähigkeiten, Talenten und Charaktereigenschaften auf die Spur zu kommen und ihnen zu vertrauen.

Die Auseinandersetzung mit eigenen kindlichen Ideen von Held-Sein hängen auch eng zusammen mit der Beschäftigung von Zuschreibungen und auch Klischees, was ein:e Superheld:in ausmacht – und wer überhaupt was für mich ist. Im gemeinsamen Brainstorming, in spielerischer Stationenarbeit oder in Einzelarbeit haben die Kids erforscht, was ihr individuelles, ganz eigenes Verständnis vom Held:in-Sein ist. Neben der Erforschung im eigenen Inneren standen den Kindern unterschiedliche Medien als Realitätsabgleich zur Verfügung. Wie beschreibe ich Held-Sein? Welche anderen Begrifflichkeiten finde ich dafür? Wen finde ich in Medien als Vorbild? Wie sehe ich mich selbst? Was sind meine Interessen, meine Stärken?

Das Kamishibai – japanisches Erzähltheater als Brücke

Ein wunderbares Medium, sich die Geschichten der jungen Menschen aus dem Buch zu erschließen, war das Kamishbai Bühnenmodell aus Holz. Die Klasse konnte sich interessengeleitet noch an Tag 1 in Kleingruppen zusammenfinden und sich aus fünf Kategorien jeweils eine Biografie einer Person heraussuchen. Folgende Vorbilder haben sich die Gruppen ausgesucht:

  1. Erschaffen und träumenLouis Braille, Erfinder der Blindenschrift Braille
  2. Hoffen und glauben –   Gulwali Passarlay, afghanischer Flüchtling, Buchautor und Gründer einer Hilfsorganisation
  3. Anführen und siegen – Pelé, brasilianische Fussballlegende und Bethany Hamilton, Weltklasse-Surferin, die einen Haiangriff überlebte und eine Wohltätigkeitsorganisation gründete
  4. Verändern und überwinden – Claudette Colvin, Schülerin, die für die Rechte der Schwarzen im Süden der USA kämpfte
  5. Denken und erfinden – Jordan Casey, Computexperte und preisgekrönter Spielerfinder

An den folgenden Tagen erarbeiteten die sechs Kleingruppen intensiv die Geschichten der von ihnen frei gewählten jungen Menschen aus dem genannten Buch. Für das Kamishibai-Theater gestalteten die Schüler:innen differenzierte und teils detailreiche und liebevoll umgesetzte Bilder/Plakate in Zeichnung, Texten und Collagen. Das ermöglichte ihnen, die gelesenen Geschichten und Charaktereigenschaften der Protagonist:innen durch die ästhetische Umsetzung im besonderen Maße zu verinnerlichen. Das konnte man an Tag 3 deutlich spüren und wahrnehmen. Sehr souverän, und in einem großartigen Miteinander innerhalb der Gruppen stellten die Kids ihre Ausarbeitungen auf der Kamishibai-Bühne vor. Die realen Geschichten der jungen Menschen boten Information und Inspiration, konnten Mut machen und die Fantasie beflügeln.

Held:innen-Figuren mit Farben und Fähigkeiten

An Tag 4 haben die Schüler:innen mit weiteren Gestaltungsmitteln gearbeitet, um sich in ihrer kreativen Auseinandersetzung sowohl ihren eigenen Ressourcen weiter anzunähern, als auch losgelöst von ‚wahren‘ Talenten und Stärken, Raum für Fantasie und Fiktion zu geben. Die Klasse hat sich am Morgen in zwei Kreativgruppen geteilt. Die eine Gruppe hat sich um Katja in Kleingruppen dem Bau und der Gestaltung von lebensgroßen Held:innen-Silhouette gewidmet. Die andere Gruppe ist mit Miriam in Einzelarbeit gegangen, um die je eigenen Ressourcen und Super-Fähigkeiten mit Farbe aufzuspüren und ausdrücken.

Die Held:innen Silhouetten wurden in drei Kleingruppen von 3-8 Kindern erstellt und wie die Einzelarbeiten der anderen Gruppe am folgenden Tag präsentiert. Hier spielte der Einfluss bekannter Superhelden z.T. eine Rolle und wurde mit den eigenen Fertigkeiten und Fähigkeiten verwoben. So wies ein Superheld typische „Muckis“ auf, war „stabil“, „schlau“, „mutig“, „ehrgeizig“ und „stark“.  Eine Basketballerin mit „magischen“ Beinen hatte ihre Superkraft in der Sprungkraft. Mit ihrer Charaktereigenschaft „ruhig“ konnte sie sich im Sport besonders fokussiert konzentrieren und ihre Trefferquote erhöhen. Die sanfte Figur „Lillet“ wies eine magische Superkraft auf, die sie zum Retten gefährdeter Tierarten nutzen konnte, indem sie tierische Metamorphosen als Superkraft hatte.

Die zehn entstandenen Einzelarbeiten in Acryltechnik auf Pappe drehten sich um die Fragen, wie sich die Kids selbst sehen – real oder fiktiv – und was ihre Superkräfte seien und wie sie diese darstellen möchten. Sie haben intuitiv oder grübelnd besonderen Fähigkeiten und Talente visualisiert. Figuren wurden gestaltet, die Ressourcen der Kinder verkörperten wie z.B. „helfen“, „tolerant sein“, „von Natur inspiriert sein“, „wahrnehmen können“. Und auch abstrahierte Werke, die in ihrer Machart „Toleranz durch Farben zeigen und jeder in dem Bild seine eigene Vorstellung des Heldseins entwickeln konnte“, wurden entwickelt. Denn der Held glänzte dort durch Abwesenheit, während symbolstark Regenbogenfarben und eine Pusteblume das Zentrum des Werkes bildeten. Die Präsentation der einzelnen Bilder und der Silhouetten, war von einer angeregten und dynamischen Diskussion und einer wertschätzenden Atmosphäre unter den Schüler:innen getragen.

Gut gelaunt und mit aufgedeckten Ressourcen und frischen Visionen im Gepäck, haben wir diese großartige Projektwoche beendet.

„Uns hat es super bei euch gefallen! Das Projekt war eine tolle Möglichkeit für die Schülerinnen und Schüler eigene verborgene „Heldentalente“ zu entdecken und bereits offensichtliche nochmal ganz bewusst hervorzuheben. Die verschiedenen Zugänge über Gespräche, Zeichnungen, Spiele und die Auseinandersetzung mit persönlichen Vorbildern hat allen die Möglichkeit geboten, am Ende der Woche mutig, gestärkt und mit kleinen und großen Visionen für die Zukunft nach Hause zu gehen. Insgesamt hat die Woche den Lernenden nicht nur persönliche Impulse mitgeben, sondern auch unsere Gruppengemeinschaft gestärkt. Wir sind sehr dankbar, dass wir an diesem Projekt teilnehmen und den/die eigene HeldIn in uns entdecken durften und bedanken uns auch beim Team vom Lister Turm für die herzliche Betreuung.“ 

Klassenlehrerin der 6. Klasse der IGS List